Apie du išskirtinius romėniškojo laikotarpio radinius iš Jogučių kapinyno
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Linas Tamulynas
Publikuota 2005-12-01
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Tamulynas, L. (2005) “Apie du išskirtinius romėniškojo laikotarpio radinius iš Jogučių kapinyno”, Archaeologia Lituana, 6, pp. 83–93. Available at: https://www.zurnalai.vu.lt/archaeologia-lituana/article/view/30386 (Accessed: 1 May 2024).

Santrauka

Das Jogučiai-Gräberfeld ist eines jener archaologischen Objekte des Memellandes, das vor dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden war und nach dem die Archäologen Litauens am Ende des 20.Jhs. erneut suchen mussten.

Die erste Information über die in Jogučiai (Jagutten) bestehenden archäologischen Objekte erhielt man Anfang des 19.Jhs. während der Erarbeitung einer topographischen Landkarte OstpreuBens. Der damalige Militärtopograf Johann Michael Guise hat fixiert, dass es sich in dieser Gegend einige mit der vorchristlichen Zeit zu verbindbare Objekte befinden: der Hügel Kukudra und die Ortschaft Poganekule. Die Originale der Situationsplane dieser Objekte, eigenhändig von J. M. Guise vorgefertigt, werden heute im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte aufbewahrt.

Ein anderes Objekt, das an die vorgeschichtlichen Zeiten in Jogučiai erinnert, ist das Gräberfeld. Da sich das Gräberfeld an der Grenze des Gutshofes und des Dorfes befand, werden die dort vorgefundenen Funde aIs Funde aus Spirken oder Jagutten bezeichnet. Der erste Fund aus diesem Gräberfeld geriet in das Königsberger Prussia-Museum noch vor 1885. Das war ein “bronzener Bügel einer Fibula mit FuB in Form eines Tierkopfs”, gefunden in Spirken (Katalog, 1885, S. 18, Nr. 227). 1889 hat man einen “halbkreisförmigen Schnallenrahmen aus Bronze oder Messing, gefunden in Spirken” (Bujack, 1890, S. 178), einen “bronzener Schnallenrahmen in Form eines Ellipsoids”, nen “bronzenen Fingerring, spiralförmig, in Form eines breiten Bandes, Reste eines rechteckigen Schnallenrahmens” (Fundort: 3 alte Graber zu Spirken, Kreis Memel) (ebenda, S. 178) und “zwei bronzene Zügelringe für ein Trensengebiss, gefunden auf dem Kirchhof Jagutten bei Spirken, Kreis Memel” (ebenda, S. 197), demselben Museum geschenkt. Sich auf die og. Funde stützend hat der ostprcuBische Archäologe C. Engel das Spirken-Gräberfeld in die Stufen E - F datiert (Engel, 1931, S. 85).

Keine Abbildung dieser Funde wurde bis 1945 ver6ffentlicht, wobei ihr heutiger Aufbewahrungsort unbekannt ist. Keine Abbildungen dieser Funde wurden auch im Archivmaterial der Archäologen gefunden, die im Prussia-Museum tätig waren. Nach 1945 waren nicht nur die Funde selbst, sondern auch cine detaillierte Information von der Fundstatte selbst verschwunden.

1963 wurde während einer Expedition der archäologischen Ausspürung (Leiter A. Tautavičius), ais man nach dem vermutlichen Burgberg, genannt Kukudra, gesucht hatte, eine Lanzenspitze (Tautavičius, 1963, S. 31) gefunden, und im Jahre 1998 hat man bei einer erneuten Ausspürung des vermutlichen Territoriums des Gräberfeldes zwei eiserne Beile und ein Fragment einer Lanzenspitze in der Oberschicht des gepflugten Ackerfeldes entdeckt.

1999 wurden archäologische Untersuchungen auf diesem Territorium durchgeführt, wobei 39 m2 (drei Grabungsflächen) untersucht und ein menschliches Grab, Reste eines zerst6rten Pferdegrabes und einige Einzelfunde gefunden (sie werden im Nationalmuseum Litauens, Inventarnummer AR 748, aufbewahrt).

Das Ziel dieses Artikels ist, das Forschungsmaterial des genannten Grabes zu veröffentlichen und zwei extraordinäre Funde, die in ihm gefundenen waren, zu besprechen.

Das Grab Nr. 1

Im umgebenden Grund (Lehmboden) ließen sich nur die südliche Seite und das nördliche Ende der Grube unterscheiden. Nach den übrig gebliebenen Umrissen war die Grube etwa 2,9 m lang, etwa 1,3 m breit und war nordsüdlich orientiert. Der Verstorbene war mit dem Kopf nach Norden ausgerichtet. Der mittlere Teil des Grabes war zerst6rt (ausgeraubt?) (in der Abb.1A durch Punktierung markiert). An der vermutlichen Stelle des Kopfes, etwa 0,8 m südlich vom nördlichen Ende des Grabes, hat man einen Stein gefunden (25 cm × 20 cm × 20 cm). Ein kleinerer Stein befand si ch am Rande der Grube, am ihrem südlichen Ende.

In der Grube des Grabes fand man:

ein Keramikgefäss (Abb. 2.12);

eine Sense (Abb. 2.10);

einen Schleifstein aus hellem Sandstein (Abb. 2.11);

ein Messer (Abb. 2.9);

einen viereckigen Schnallenrahmen (Abb. 2.8);

eine rhombische Lanzenspitze mit Grat und verlängerter Spitze (Abb. 2.13);

drei Münzen der Römischen Reiches;

Sestertius Maximinus-I, geprägt um 236-238. Av: MAXIMINUS PIVS A... , die Büste des Imperators befindet sich rechts, Rev: SALV ... S AVG, unter der Saite sehen wir SC, Salus ist rechts vor der Schlange, die aus dem Altar hervorsteigt (Abb. 1.1) (Analogon ware RIC 85);

Sestertius Gordianus-III, geprägt um 240. Av: GORDIAN..., die Büste des Imperators befindet sich rechts, Rev: ...T... , Apollo sitzt links (Abb. 1.2) (Analogon ware RIC 301);

Fragment einer nicht festgestellten Münze; eine Omega-förmige Schnalle vertikaler Stellung (Abb. 1.3);

Alle Beilagen (außer der Sense) waren an der Stelle des vermutlichen Kopfes oberhalb der rechten Schulter gefunden. Im zerstörten Teil des Grabes hat man einige Fragmente der Erzeugnisse aus Eisen, cine kleine Spirale aus Kupferlegierung (Abb. 1.7), gewickelt um einen Draht mit Quadratschnitt aus Kupferlegierung, ein Anhänger aus weißem Metall (Zinn?) (Abb. 1.5) und eine Bernsteinperle (Abb. 1.6) gefunden.

Die Omega-förmige Schnalle mit hohem und schmalem Bügel

Die im Jogučiai-Gräberfeld gefundene Schnalle besteht aus drei Teilen: aus einem Omega-förmigen Bügel, einem Dorn mit Dornplatte und einer Riemenkappe. Alle diese Bestandteile sind aus Kupferlegierung gefertigt und mil silbernen PIattchen bedeckt, die untereinander mit einer eisernen Achse verbunden sind, dessen Enden mil profilierten Achsenknöpfen aus Kupferlegierung verdeckt sind. Die Dornplatte und der Bügelabschluss sind mit silbernem vergoldetem Pressblech bedeckt. Diese Schnalle gehört nach dem hohem und schmalem Omega-förmigen Bügel zu den Schnallen des Vøien-Typus (Raddatz, 1957, S. 62), oder dem Typ ElI nach R. Madyda-Legutko (Madyda-Legutko, 1986, S. 14, Karte 27), der in die C2-Stufe datiert werden (Raddatz, 1957, S. 62; Madyda-Legutko, 1986, S. 14; Ilkjær, 1993, S. 171). Territorial steht dieser Omega-förmigen Schnalle mil hohem und schmalem Bügel die Schnalle am nächsten, die im Störlinge-Gräberfeld auf der Insel Oland gefunden wurde (Slenberger, 1933, S. 48) (Abb. 4.2) und die in die Stufe C1b-C2 datiert wird (Ilkjær, 1993, S. 171).

Was die Herstellung und die Verzierung anbelangt, so sind die nachsten Analoga der Schnalle aus dem Jogučiai­Gräberfeld die Schnallen, die in Thorsberg (Norddeutschland) (Raddatz, 1957, Tafel 6.8, 20.5, 20.7) (Abb. 4.1) und Illerup (Danemark) (Ilkjær, 1993, Tafel 67, 73-75) gefunden worden waren. Diese Schnallen waren nach den Archäologen C. von Carnap-Bornheim und 1. Ilkjær für Pferdegeschirr bestimmt und werden in den Anfang der C1b-Stufe datiert (von Carnap-Bomheim, Ilkjær, 1996, S. 471).

Die im Grab Nr. 1 des Jogučiai-Gräberfeld gefundene Omega-förmige Schnalle ist eines der ältesten Exemplare des Typus Vøien, oder des Typus E11, und sollte anhand der Anwendung analoger Verzierungstechnologien (Bedeckung des Bügels mit silbernem PlaUchen, Anwendung von Pressbleeh bei der Verzierung) wie bei den Schnallen, die in Thorsberg und Illerup gefunden worden waren, in die Scheide der Stufen C1b und C2 datiert werden.

Rhomhische Lanzenspitze mit Grat und verlCängerter Spitze

Im Grab Nr. 1 des Jogučiai-Gräberfeldes wurde eine rhombische Lanzenspitze mit Grat und verlängerter Spitze gefunden. Diese Lanzenspitze gehört der Variante des Subtyps 1B der Lanzenspitzen mit Tülle, den V. Kazakevičius ausgesondert hat (Казакевичюс, 1988, S. 27) und der ins 5.Jh. datiert wird.

Die Datierung der im Jogučiai-Gräberfeld mit dieser Lanzenspitze gefundenen Omega-förmigen Schnalle und der römischen Münzen widerspricht solcher Datierung.

1988 waren vier solche Lanzenspitzen bekannt (Abb. 5). Zwei von ihnen wurden in Gräberkomplexen gefunden: im Grah Nr. 33 des Rekete-Gräberfeldes und im Grab Nr. 40 des Maudžiorai-Gräberfeldes. Ein vollständiges Material von den Funden in diesen Gräbern wurde in den Beitragen zur Erforschung jener Gräberfelder nicht veröffentlicht (Valatka, 1984; Navickaitė-Kuncienė, 1968). In beiden Gräbern wurden Halsringe mit Haken und Ösen und umwickelten Enden gefunden, und im Grab Nr. 33 des Rekete-Gräberfeldes wurde zusätzlich ein Armring mit verdickten Enden sowie zwei “große” Armbrustfibeln mit umgeschlagenem Fuß gefunden. Das Grab des Rekete-Gräberfeldes hat R. Banytė-Rowell im Jahre 2001 der Stufe C3 hinzugerechnet (Banytė-Rowell, 2001, S. 143). Davon ausgehend, dass die im Grab Nr. 33 des Rekete Gräberfeldes und im Grab Nr. 40 des Maudžiorai Gräberfeldes vorgefundenen Lanzenspitzen und Halsringe mit Haken und Ösen und umwickelten Enden fast gleich sind, nehme ich an, dass sie aus derselben Stufe stammen und nicht später ais in die Stufe C3 zu datieren sind.

Von der Datierung dieser Gräber ausgehend könnte man behaupten, dass die Variante des Subtyps 1B der Lanzenspitzen mit Tülle in die Scheide der Stufen C1b und C2 und in die Stufe CC3 (Milte des 3.Jhs. - Mitte des 4.Jhs.) datiert werden sollte.

Die Datierung und die Interpretationen des Grabes Nr. I

Nach der Omega-förmigen Schnalle und der Münze von Gordianus III. ist das Grab Nr. 1 des Jogučiai-Gräberfeldes in die Scheide der Stufen C1b und C1b (um das lalu 250) zu datieren.

Obwohl in diesem Grab ein unikales Erzeugnis - die Omega-förmige Schnalle -, das für Ostpreußen nicht typisch ist, gefunden worden sind, sind andere Funde (römische Sestertii, die Sense, das Beil) sowie der Typ des Bestattungsritus für westlitauische Gräberfelder mit Steinkreisen typisch, deswegen war dieses Grab für den Vertreter der lokalen Gemeinde bestimmt. Die im Grab gefundene prunkvolle importierte Omega-förmige Schnalle und eine extraordinare Waffe (Lanzenspitze mit Grat und verlangerter Spitze) lassen vermuten, dass der Beigesetzte eine nicht ordinare Stellung in der Gemeinde eingenommen haben sollte.

Andere Erzeugnisse, die auf dem Gräherfeldterritorium gefunden wurden

Außer dem Grab Nr. 1 wurden im Jogučiai-Gräberfeld noch einige zufällige Funde gemacht. Unter ihnen zeichnen sich besonders drei Bernsteinanhänger (genauer gesagt ihre Fragmente) (Abb. 6) aus, die nach der Klassifikation von M. Tempelmann-Mạczyńska der Gruppe LV zuzurechnen sind und wohl den Varianten der Typen 486 und 471 zugehören könnten, die nach dieser Autorin in Mitteleuropa in den Stufen C1b-D benutzt wurden (Tempelmann-Mạczyńska, 1985, S. 81–86). Eine ausführliche Klassifizierung und Datierung solcher Anhänger bleibt in Ostbaltikum bisher recht problematisch wegen großer Variation und Individualität dieser Erzeugnisse (Banytė-Rowell, 2000: Bliujienė, 2001). Die in dieser Region gefundenen Gräber mit solchen Anhängern (Gräber Nr. 2, 4, 22 im Baitai-Gräberfeld. Grab Nr. 261 im Žviliai-Gräberfeld. Gräber Nr. 32, 36, 69 im Maudžiorai-Gräberfeld) werden in die Stufen C3-D (um Jahre 300-450) datiert (Banytė-Rowell, 2000, S. 40: Bliujienė, 2000, S. 176: Vaitkunskienė, 1999, S. 165: Valatka, 1984, S. 19), weswegen die Funde des Jogučiai-Gräberfeldes vorläufig in diese Stufe datiert werden.

Das Grab Nr. 1 des Jogučiai-Gräberfeldes - noch ein Beweis unbestreitbarer Beziehungen zwischen Skandinavien und Ostbaltikum an der Scheide der Stufen C1b und C2

Die Analogie zwischen der Omega-förmigen Schnalle des Jogučiai-Gräberfeldes und denen, die in den Torfmooren in Thorsberg und Illerup gefunden waren, zwingt uns zur Annahme, dass sie ein und derselben Region entstammen. Als Stammregion der sowohl in Thorsberg als auch in IIlerup gefundenen Gegenstände der C1b-C2 Stufen wird Skandinavien (das heutige Nordschweden und Norwegen) betrachtet (Lund Hansen, 2003, Fig. 4). Auch der im Grab Nr. 1 des Jogučiai-Gräberfeldes gefundene Omega-förmige Schnalle wurde wohl in dieser Region hergestellt.

Die Beziehungen Ostbaltikums mit Skandinavien in der jüngeren römischen Kaiserzeit wurden schon früher bemerkt (ausführlicher dazu siehe in Michelbertas, 1986, S. 220). Die Fundstätten der für Westlitauen typischen oder nach Analogien hergestellten Erzeugnisse in Skandinavien hat in letzter Zeit M. Michelbertas erörtert (Michelbertas, 2000), der die Schlussfolgerung gezogen hat, dass die Beziehungen zwischen diesen Regionen in der römischen Zeit in den Stufen C1a-C2 am intensivsten waren (ebenda, S. 67).

Nach der Meinung der dänischen Archäologin U. Lund Hansen waren die wichtigsten Umverteiler des römischen Importes (sie besaßen sogar das Monopol), d.h. Zwischenhändler zwischen Skandinavien und dem Römischen Reich, die Bewohner der östlichen Seeküste der Insel Seeland (Lund Hansen, 1987, S. 220-224; Lund Hansen, 2000, S. 81). Auch wenn die Teilnahme der Gemeinden der östlichen Küste der Ostsee an diesem Prozess bisher nicht ausführlich besprochen ist, zwingen die Schlussfolgerungen von M. Michelbertas und der Fund im Jogučiai-Gräberfeld zur Annahme, dass auch die Bewohner des heutigen Litauen an diesem Prozess teilgenommen haben. Wenn die direkten Beziehungen nicht zu den Gemeinden von Seeland unterhalten worden waren, so wenigstens zu den Bewohnern Gotlands und Ölands. Traditionell wird das mit dem Bernsteinhandel und dem “Seeweg des Bernsteins” verbunden.

Ühersetzt von S. Lapinskas

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